Wie lebt es sich mit Alltagsassistenz? Teil 1
- Admin
- 11. Okt. 2023
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 27. Okt. 2023

Seit April letzten Jahres habe ich eine Pflegestufe. Erst Pflegestufe eins und nachdem ich mir es vor dem Gericht erstritten habe Pflegestufe zwei.
Es ist nämlich so in Deutschland, dass es zwar die ganzen professionellen Hilfsmöglichkeiten für jungen Menschen mit Behinderung gibt, es aber ein sehr harter und steiniger Weg sein, diese Hilfsbedürftigkeit auch anerkannt zu bekommen. Versteht mich bitte nicht falsch, ich finde es richtig, dass jeder Fall von einem unparteiischen Gutachter geprüft werden muss, nur dann sollten diese Gutachter auch wirklich unparteiisch sein.
Wie genau läuft denn das ganze Prozedere denn nun ab, bis man dann endlich seine lang ersehnte Hilfe denn nun endlich bekommt?
Es ist so, dass jeder Mensch der eine Pflegekasse hat und glaubt, dass er eine Pflegestufe braucht, ganz formlos entweder online oder per Anruf den Antrag auf Pflege bei der Pflegekasse stellen kann. Dieser wird dann entgegen genommen und der medizinische Dienst meldet sich dann bei einem für einen Gutachtertermin und dieser entscheidet, ob eine Pflegebedürftigkeit besteht oder nicht. Dagegen kann Widerspruch erhoben werden und dieses Verfahren kann, wenn beide Parteien, also Pflegebedürftiger und Kasse sich nicht einigen vor dem Sozial Gericht entschieden werden.
Wenn entschieden ist, welche Pflegestufe einem zusteht, hat man Anspruch auf unterschiedliche Gelder, die aus unterschiedlichen Töpfen beantragt werden. Es gibt die Möglichkeit, dass ein oder mehrere Angehörige einen pflegen und dann das Geld für die Pflege bekommen, oder ein Pflegedienst übernimmt das.
In meinem Fall ist es so, dass ich mehrere Pflege und Alltags unterstützende Dienste habe, da meine Mutter, die mich früher gepflegt hat, entlastet werden soll und ich auch selbstständig werden möchte. Es ist emotional ein himmelweiter Unterschied, ob die Mutter einem die Wohnung sauber hält oder, einkaufen geht weil man selbst es nicht schafft oder ob es jemand professionelles ist, dem man selbst dafür beauftragt hat. Es gibt mir das Gefühl von Eigenständigkeit, Verantwortung und des Erwachsenseins, was die eigene Mutter mir nicht geben kann.
Dadurch dass ich im meinem Haushalt und bei Autofahrten entlastet werde, habe ich freie Kraftkapazitäten, die ich für Hobbys, meine Freunde und Familie und andere Aufgaben im meinem Leben einsetzen kann. Ich fühle mich nicht mehr innerlich so gestresst, wenn ich mal wieder tagelang nur im Bett liege, da ich vor Schmerzen, Schwindel, oder Übelkeit nicht aufstehen kann. Dann noch zu wissen, dass du eigentlich deine Wohnung noch putzen müsstest ist nicht gerade sehr entspannend.
Ich habe Kapazitäten meinen emotionalen Speicher aufzufüllen mit Erlebnissen und Aktivitäten, die mir Spaß machen und innerlich resilient, um emotional relativ unbeschadet durch eine mehrtägige Migränephase zu kommen.
Ich kann meine Freunde und Familie zu mir einladen, ohne mich für meine dreckige Wohnung zu schämen oder vorher noch Schnellputz hinlegen zu müssen, den ich von meinen Kräften her eigentlich gar nicht schaffe. Meine Alltagsassistenz gibt mir die Möglichkeit eines selbst bestimmten, aktiven und erfüllenden Lebens
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